Heute möchte ich mal ein etwas heikles Thema ansprechen.
Dieser Text ist bewusst persönlich geschrieben, weil es für mich ein sehr aktuelles und sehr persönliches Thema ist. Ich finde, dass auch sowas mal gesagt werden darf, denn die Zeiten haben sich sehr geändert. Nicht zuletzt durch Corona hat sich Vieles auf andere Ebenen verschoben. Daher finde ich es wichtig, dass man nicht vergisst, dass hinter jedem Dienstleister auch ein Mensch steckt, der sich Gedanken macht und der auch – ja, doch tatsächlich – Gefühle hat und sein Herzblut in sein Business gibt. Und dieser Text beschreibt leider einen starken Trend, den ich zunehmend beobachten kann.
Ihr habt mir Euer Vertrauen als Fachmann, Profi und Dienstleister geschenkt.
Ihr seid zu mir gekommen und habt festgestellt – ok, – mit der kann man arbeiten, die Methoden und Ansichten kann ich für mich und meinen Hund teilen. Da möchte ich bleiben und arbeiten und etwas lernen.
Und genau hier liegt der Hund dann aber auch leider begraben.
Ich fühle mich seit längerer Zeit als überhaupt kein Dienstleistungspartner mehr und schon gar nicht mehr als erwünschter Fachmann.
Ich bin zu einem Freizeitarrangement geworden.
Passt die Hundeschule gerade in den Plan, hat man Lust drauf und stimmt das Wetter, dann geht man hin. Aber das ist nicht wirklich immer so und so wird aus einem regelmäßigen Training eine Freizeitbeschäftigung.
Irgendwie wird dann zu Hause irgendwas weiter gemacht, wenn etwas gemacht wird, es gibt ja an sich immer Hausaufgaben. Und Youtube-Videos. Instagram, das liebe große Internet und Bücher gibt’s ja auch noch und manchmal gab es ja in der Jugend schon Hunde, da macht man das einfach wie früher, bei Rex und Co hat es ja auch ohne Hundeschule geklappt. Und so wird einfach gefühlt alles irgendwie zusammengewürfelt, bis Hundeschule mal wieder in den Freizeitplan passt oder ein Problem auftritt, das dann doch echt blöd ist und man sich mal wieder vorstellen sollte.
Inzwischen kann ich verstehen, warum es immer mehr Kollegen gibt, die ausschließlich nur noch mit festen Kursen arbeiten, die auch im Voraus bezahlt werden müssen. Nicht zuletzt wahrscheinlich nicht nur des festen Einkommens wegen, sondern damit die Themen auch mal durchgezogen werden und wenn man etwas im Voraus bezahlt hat, ist es auch wahrscheinlicher, dass der Teilnehmer auch wirklich kommt und man ein Ergebnis erzielen kann.
Mir geht es an dieser Stelle überhaupt nicht ums Geld. Und ich bin die letzte, die Unterrichtsabsagen aus triftigen Gründen auch nicht verstehen würde. Es gibt durchaus Dinge, die wichtiger als Hundeschule sind. Oder wenn mal wieder ein Lockdown kommt… und ja, es gibt auch wirklich schlechtes Wetter, da möchte selbst ich nicht arbeiten.
Was mich an der Stelle so traurig macht und mich auch dann doch persönlich mitnimmt, ist, dass Ihr mich sozusagen mit Eurem Eintritt in meine Hundeschule und mit der Teilnahme am Unterricht damit beauftragt habt, mein Fachwissen nach bestem Wissen und Gewissen an Euch weiterzugeben. Mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und Euch im Training fachkundig zu begleiten. Euch mit Eurem Hund zu einer Einheit zu machen und/oder Probleme zu lösen.
Ich erarbeite mit Euch Trainingspläne und habe Ideen für unsere gemeinsame Zeit im Kopf. Ich dokumentiere Euer Training und was wir gemacht haben und das nächste Mal machen wollen. Ich schreibe die Hausaufgaben auf und worauf ich bei Euch das nächste Mal achten muss, um Euch auf Euren Weg zu bringen Eure Ziele und Wünsche zu erreichen…
Aber dann gibt es kein nächstes Mal. Und auch kein Übernächstes…
Manchmal gibt es wochenlang kein nächstes Mal und manchmal auch monatelang. Auch keine Rückmeldung zu irgendwelchen Trainingsetappen oder ob etwas klappt oder nicht.
Dann kommt Ihr mal wieder vorbei und es gibt neue Probleme… die alten sind auch noch da, aber entweder hat man sich irgendwie arrangiert oder nimmt manches nun als gegeben hin oder es gibt nun so viele Probleme… Sei es, weil der Hund sich einfach natürlich weiterentwickelt hat, weil er älter und erwachsener wird, sich die Bedürfnisse ändern oder weil sich alles aus einem potenziert. Und dann versuche ich irgendwie aus irgendwas etwas herauszuholen, was grundlagentechnisch aber gar nicht ausreichend vorhanden ist.
Und vielleicht habt Ihr auch zu Hause einen Trainings-Cocktail gemixt aus Youtube und Co und ich weiß nichts davon. Ihr erzählt davon aber auch nichts und ich wundere mich, warum wir nicht weiter kommen. Denn es ist alles schön und gut, dass es inzwischen viele Kollegen gibt, die sich, wie man heut so schön sagt, mit ihrem Fachcontent sichtbar machen und ihr Fachwissen digital weiter geben. Aber es gibt auch hier immer noch den Rat, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht jeder Rat und nicht jede Trainingsmethode, nicht jede Übung ist für Euch und Euren Hund das Richtige. Das ist für Euch aber kaum bis gar nicht selbst einschätzbar. Nicht alles, was sich gut anhört ist auch gut und richtig.
Und hier noch ein Wort zur Freizeitgestaltung Hund – Hundetraining ist ein immerwährender Prozess. Man trainiert mit dem Hund nicht nur einmal in der Woche oder in ein paar Einheiten. Auch 15 Minuten am Tag sind nicht der Bringer. Abgesehen davon, dass Euer Hund nicht die in 15 Minuten am Tag „abgearbeitete Todo-Liste“ sein möchte. Er möchte Quality-Time von Euch. Auch mal eben direkt nach der Arbeit raus und ne Runde drehen, weil der Hund den ganzen Tag alleine war, ist keine Quality-Time.
Hundetraining ist 24/7/365. Ein Hund lernt IMMER. Er lernt aus Erfahrung und aus Situationen, er verknüpft immer das Große und Ganze und oftmals so heimlich, dass man es nicht gleich mitbekommt. Dinge, die wir uns natürlich nicht wünschen, sitzen meistens auf 1, schleichen sich dadurch ein. An einem Tag merken wir es und am anderen Tag geht was völlig unter, was aber wirklich wichtig wäre. Denn nicht nur die Trainingseinheiten zu bestimmten Themen, wie Rückruf oder sitz, platz, bleib sind zu üben. Der gesamte Alltag ist jeden Tag eine Trainingssituation. JEDER Spaziergang…
So ergeben sich ganz schnell neue Trainingszustände. Manchmal macht man eine Tür auf und manchmal macht man dadurch aber auch eine Tür zu und es dauert noch länger. Und genau dafür, um das herauszufinden oder zu verhindern, bin eigentlich ich da.
Wir führen zu Beginn ein langes Gespräch und setzen uns mit Euren Zielen und Wünschen auseinander und an diesen muss kontinuierlich und konsequent gearbeitet werden.
Immer wieder Trainingspausen oder Veränderungen in der Art und Weise stressen und überfordern den Hund.
Ein Hund, der wochenlang oder monatelang nicht mehr auf dem Hundeplatz oder auf einem gemeinsamen Spaziergang gewesen ist, fängt emotional von vorne an.
Das stresst ihn, von dieser Stunde hat er überhaupt nichts, außer einem emotionalen Ausnahmezustand und das stresst Euch, weil ihr frustriert seid, dass absolut nichts klappt, was klappen sollte, sonst vielleicht geklappt hat und was vor allem eigentlich in dieser Stunde Thema der Unterrichtseinheit war.
Ihr geht sauer und völlig frustriert vom Platz. Aber Ihr seid nicht sauer auf Euch. Auch nicht auf die Zeit, die Ihr nicht dem Hundetraining gewidmet habt, auch nicht auf das Youtube-Video, was Euch so hilfreiche Tipps gegeben habt.
Ihr seid leider sauer auf Euren Hund, weil nichts funktioniert hat (ein absolutes Hasswort übrigens von mir) und Ihr seid sauer auf mich.
Ihr überlegt Euch Eure Teilnahme in der nächsten Stunde zweimal, weil es ja doch so gar nichts bringt. Es wird nur immer schlimmer mit Eurem Hund und das Training scheint sich ja bei mir wohl doch nicht zu eignen.
Ich bin vor allem Euren Vorstellungen nicht gerecht geworden und das Training Eurer Erwartung.
Die Folge ist, Ihr geht nicht mehr zum Training oder woanders hin. Aber davon bekomme ich meistens so oder so nicht mal eine Rückmeldung. Und wenn Ihr womöglich irgendwie und irgendwo gefragt werdet, wenn Euer Hund mal auffällt, ob Ihr denn in keine oder in eine Hundeschule geht, dann sagt Ihr – ja, wir gehen eigentlich da und da hin, aber… das bringt so gar nichts… das hat uns nicht geholfen…
Hinter Eurem Erfolg oder Misserfolg beim Training und der Erziehung Eures Hunde steht also mein Name… mein Ruf, mein Aufstieg oder mein Fall…
Und ich sitze hier und bin eigentlich nicht weniger frustriert und völlig kaputt, weil die Stunde nicht so schön war, wie sie es hätte sein können. In extremen Fällen sogar ein reiner Kampf war und ich mein geplantes Unterrichtsziel nicht erreichen konnte.
Und ich bin traurig, weil ich weiß, dass ich mehr kann und weil ich weiß, dass ich meinem Wissen und Können in dieser Stunde nicht gerecht geworden bin, aber leider auch nicht gerecht werden konnte.
Die Ursachen liegen in diesem Fall aber weder bei mir, noch bei meinem Training, noch in mangelnder Vorbereitung oder an mangelndem Wissen und schon gar nicht bei Eurem Hund.
Und ich bin traurig, weil wir im Training nicht von der Stelle kommen, weil wir unsere gemeinsam besprochenen Ziele nicht erreichen können. Und weil ich manchmal das Gefühl habe, alles umsonst gemacht zu haben, was sich nicht selten leider auch in neue Termine einschleicht, bei denen man inzwischen nicht selten denkt – wozu – lohnt sich eh nicht.
Als Ihr Euch entschieden habt, meine Hundeschule zu besuchen, habt Ihr zwei Verträge abgeschlossen. Einen emotionalen Eurem Hund gegenüber, alles zu tun, was in Eurer Macht steht, um Eure gemeinsamen Ziele mit dem Hund zu erreichen. Und einen tatsächlichen Dienstleistungsvertrag mir gegenüber.
In dem heißt es, dass ich nach bestem Fachwissen und Gewissen Euch alles beibringe, was Ihr zur Lösung Eures Problems oder Erreichen Eures Zieles braucht und Euch die Wege dazu zu zeigen.
Aber leider wird weder dem Hund, noch mir oftmals die Chance gegeben unsere Vertragsseiten zu erfüllen. Einfach nur irgendwo angemeldet zu sein, reicht eben für ein Lebewesen nicht aus. Wie im Fitnessstudio – man kann nicht fit werden, wenn man nur die Mitgliedskarte mich sich herumträgt und hinterher sagt, ach es tut sich ja nichts…
Ihr habt Euch für mich entschieden, das heißt, Ihr habt Euch für positives Training entschieden im Sinne Eures Hundes und seinen persönlichen und individuellen Bedürfnissen. Bei mir gibt es keine schnellen Pauschallösungen. Was eigentlich mein bestes Firmenmerkmal ist, fällt mir an dieser Stelle auf die Füße, denn dieses Training erfordert viele kleine Schritte. Viele kleinschrittige Grundlagen muss es geben, damit sich ein Großes und Ganzes ergibt. Das braucht Zeit und heißt einfach gesagt – dranbleiben, kontinuierlich und konsequent und Geduld haben… und vor allem – TRAINIEREN und ÜBEN… sich Zeit nehmen, beobachten, die Bedürfnisse erkennen lernen… Und nicht ständig die Bremse ziehen oder neue Bausteine hinzufügen, weil sich das ja irgendwie besser angehört hat.
Lasst uns lieber drüber sprechen. Wenn sich Eure Bedürfnisse ändern oder wenn Ihr genau die Frage habt, die Ihr statt sie mir zu stellen, bei Google eingebt… oder sagt mir einfach, welche weiteren Quellen Ihr nutzt und ich kann sagen, ob das was für Euch ist und ob es Euch wirklich weiterbringt. Am Ende kann ich das sogar auch… 😉 und dann nicht per Video sondern sogar persönlich… Lasst uns fair zueinander sein und seid fair Euch und Eurem Hund gegenüber.